Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 4071 vom 07.08.2004, Kategorie Kolumne

Niki Stanec wieder Staatsmeister!

Vom 24. Juli bis 1. August fanden im Festsaal der Stadtwerke-Hartberg-Halle in der Steiermark die Staatsmeisterschaften statt. Veranstaltet wurde dieses Turnier wie üblich vom österreichischen Schachbund (ÖSB), organisiert vom Landesverband Steiermark.

Viele Persönlichkeiten haben dazu beigetragen, die Staatsmeisterschaften 2004 zu einem unvergesslichen Ereignis mit einem neuen Teilnehmerrekord (99 Spieler) werden zu lassen. In erster Linie sind hier zu nennen: ÖSB Präsident Prof. Kurt Jungwirth, Landeshauptfrau Waltraud Klasnic und Hartbergs Bürgermeister Karl Pack.

Der Titelkampf bei der Damenstaatsmeisterschaft war schon einige Runden vor Turnierende entschieden. Die Favoritin Helene Mira aus Bregenz setzte sich mit 9 Punkten aus 9 Partien (!) überlegen durch.

In der allgemeinen Klasse (="Herren"-Staatsmeisterschaft mit Eva Moser) war es spannend bis zum Schluss. Vor der letzten Runde hatten Eva Moser und Herwig Pilaj jeweils 6½ Punkte, gefolgt vom 8-fachen Staatsmeister und Favoriten Niki Stanec und Christian Weiss mit 6 Punkten. Niki Stanec konnte sich gegen Georg Danner durchsetzen. Christian Weiss spielte Remis. In der vorsichtig geführten Partie zwischen Eva Moser gegen Herwig Pilaj konnte keiner der beiden einen entscheidenden Vorteil erringen und so einigten sie sich nach über 5 Stunden auf Remis. Stanec, Moser und Pilaj waren danach punktegleich, die Zweitwertung nach Buchholz ging aber deutlich an Stanec. Auf unseren Internet-Schachseiten stehen alle Partien (zum Online Nachspielen oder als PGN-Datei zum Herunterladen), Ergebnisse und viele Fotos bereit.

Endstände nach 9 Runden:

Noch ein paar Partieausschnitte vom Turnier:

Hoelzl, F. (2373) - Kreisl, R. (2206)

1...Kb8 2.Ld4!! Statt den b4-Springer zu decken, stellt Franz noch den Läufer ein!

2...Dxd4 2...Dxb4 3.Lxg7 wäre für Schwarz auch hoffnungslos.

3.Sc6+ Kc7 4.Sxd4 Der Rest ist überflüssig.

4...Txd4 5.Ted1 Txd1+ 6.Txd1 f5 7.Kf1 e5 8.Lb5 Te7 9.Ke2 h6 10.Ke3 1–0

Moser, E. (2406) - Poeltl, T. (2217)

Die schwarze Stellung könnte man als prekär bezeichnen. Es droht Txe4.

1...Tf8 Oder 1...h6 2.Txe4 dxe4 3.Dh5 Tc6 (3...Dh7 4.Tf6) 4.d5 Tf8 5.dxc6 Txf5 6.Dg6+ mit Gewinn.

2.Txe4 Txf5 3.Dxf5 Tf8 4.Ld6!! Schöner Zug! Es hängen drei Figuren, kassieren kann Schwarz in einem Zug, aber nur eine!

4...dxe4 4...Dxd6 führt zu einem verlorenen Endspiel: 5.Dxg5+ Kh8 6.Te7 Tg8 7.De5+ Dxe5 8.dxe5 Tg5 9.Kf2 a6 10.Kf3.

5.Dd5+ Df7 6.Dxg5+ Das Bauernendspiel nach 6.Dxg5+ Dg7 7.Dxg7+ Kxg7 8.Lxf8+ Kxf8 9.Kf2 wäre natürlich hoffnungslos für Schwarz. 1–0

Pilaj, H. (2425) - Danner, G. (2432)

1.d4 f5 2.g3 g6 3.Sd2 Eine seltene, aber nicht unbekannte Stellung!

3...Lg7 4.e4 fxe4 5.Sxe4 d5 6.Sc3 Schon im Jahre 1955 spielte Euwe gegen Alexander beim Claire Benedict Cup: 6.Sg5 Sc6 7.Lh3 Sh6 8.c3 Sf5 9.f4 mit Gleichgewicht.

6...Sc6 7.Lg2 Sf6 8.Sf3 Lg4 Die Alternative war 8...Lf5.

9.h3 Lxf3 10.Lxf3 Dd7 11.0–0 Beachtung verdient 11.Lg2 0–0–0 12.f4 um den Befreiungsstoß e7-e5 zu verhindern.

11...0–0–0 Sicherer wäre 11...0–0. Schlecht dagegen ist 11...Dxh3 12.Sxd5 Sxd5 da nach 13.Lg4 die schwarze Dame in der Falle sitzt.

12.Lg2 e5 13.dxe5 Sxe5 14.Dd4 Sc6 15.Da4 a6 16.Lf4 h6 17.Tad1 g5 18.Lc1 d4? Mit diesem Zug beginnt die schwarze Katastrophe! Die Diagonale a8-h1 darf auf keinen Fall dem g2-Läufer überlassen werden! Stellungsgemäß wäre 18...Se7 nebst c7-c6 um die a8-h1 Diagonale zu unterbrechen.

19.Se4 Sxe4 20.Lxe4 Thf8 21.Lg2 Se5 22.Db3 c5? Leichtsinn oder Selbstüberschätzung?

23.f4 gxf4 24.Lxf4 Sg6?? Das ist aber wirklich schlimm! Notwendig war 24...Tfe8

25.Ld6!

25...Txf1+ 26.Txf1 Lf8 27.Tf7 Lxd6 28.Lxb7+ Schnelle Erlösung! 28.Txd7 gewinnt auch, dauert aber länger.

28...Kc7 29.Le4 Le7 30.Db7+ Kd6 31.Dd5+ Kc7 32.Db7+ Kd6 33.Db6+ Ke5 34.Dxg6 De6 35.Tf5+ Dxf5 36.Dxf5+ Kd6 37.Dd5+ Kc7 38.Dc6+ 1‑0

GM Ilia Balinov / Heinz Herzog

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