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Neuerscheinungen bei der Edition Olms, Zürich

Aus der Serie Praxisschach:

Praxis des Turmendspiels (8631 Byte)

Viktor Kortschnoi: Praxis des Turmendspiels

Der Autor, unbestritten einer der besten Kenner und Könner auf dem Gebiet des Turmendspiels des ausklingenden 20 Jahrhunderts, berichtet in seinem Buch über eigene Erlebnisse in der Turnierpraxis. Er beginnt mit dem "ABC der Turmendspiele", die für den Ungeübten eine Initialzündung bedeuten können, und beschäftigt sich mit Stellungstypen, die theoretisch schwer faßbar sind, und stellt genaue, weitgehenden Analysen an. Ein Muß für jeden ernsthaften Turnierspieler!

ISBN 3-283-00287-8; 93 Diagramme, 103 Seiten, 2. völlig überarbeitete Auflage 1999, kartoniert. ATS 181,-.

Leseprobe

Als Leseprobe haben wir für Sie das Endspiel Karpow - Kortschnoi, aus dem Wiener IBM-Turnier 1986, für dessen Organisation ich damals als Turnierdirektor gemeinsam mit dem früheren Vorsitzenden des IBM Österreich-Betriebsrates Werner Tallafuss organisierte, für Sie ausgewählt.

Der 15. Weltmeister Anatoli Karpow hat heute mehr den je großen Respekt vor Viktor Kortschnoi, der sich darin äußerte, daß er Kortschnoi zu jenen Spielern zählt, die unverdientermaßen nicht Weltmeister geworden sind ...

Die nachfolgende Stellung (im Buch Diagramm #84) ergab sich nach dem 41. Zug von Weiß, ein verwickeltes Endspiel mit vielen Möglichkeiten für beide Parteien. Wir wollen darum nachsichtig mit den beiden Kämpfern sein, denen in dieser Phase einige Irrtümer unterlaufen sind, zumal die Zeitkontrolle nach zweieinhalb Stunden für 50 Züge erfolgte und beiden Großmeistern nur noch wenige Minuten Zeit auf ihrer Uhr verblieben waren ...

Diagramm (4502 Byte)

Karpow – Kortschnoi

IBM-Turnier, Wien 1986

Diese Stellung ergab sich nach dem 41. Zug von Weiß, ein verwickeltes Endspiel mit vielen Möglichkeiten für beide Parteien. Wir wollen darum nachsichtig mit den beiden Kämpfern sein, denen in dieser Phase einige Irrtümer unterlaufen sind, zumal die Zeitkontrolle nach zweieinhalb Stunden für 50 Züge erfolgte und beiden Großmeistern nur noch wenige Minuten Zeit auf ihrer Uhr verblieben waren ...

Beurteilen wir die Stellung: Weiß hat einen Bauern mehr, er hat einen wirksam postierten Turm und einen ziemlich aktiven König. Der schwarze König hingegen steht ziemlich passiv. Schwarz hofft auf Rettung infolge des geringen, auf dem Brett verbliebenen Materials; zudem verfügt Weiß noch über keinen gefährlichen Freibauern und der weiße König ist noch weit vom Königsflügel entfernt. Schwarz versucht darum, die weißen Bauern am Königsflügel zu beseitigen – sie gegen die beiden schwarzen Bauern auf den Linien e und f einzutauschen. Gelänge das, wäre das Remis tatsächlich unvermeidlich. Dennoch ist die schwarze Stellung, milde gesagt, unheilschwanger...

41. ... e5

Ein erzwungener Zug. Im Falle von 41. ... Tg8? 42. Txf4 Txg2 43. h4 e5 (andernfalls würde der weiße Königs in das feindliche Lager über d4–e5–d6 eindringen) 44. Tf7+ Kd8 45. h5 Tg3+ 46. Kd2 Th3 47. Th7 Ke8 48. h6 Kf8 49. b5 cxb5 50. c6 gewinnt Weiß leicht. Außerdem: bleibt Schwarz mit seinem König auf c8, stellt Weiß seinen Turm zuerst auf h8, stößt dann den h-Bauern nach h7 vor und dann spielt er b4–b5 und erobert den schwarzen Turm.

42. Tf7+ Kc8

Es war möglich, in Erwartung des von Weiß geplanten Durchbruchs »gegen die Regeln« 42. ... Kb8!? zu spielen. Diesen Zug werden wir in der Anmerkung zum 43. Zug von Schwarz prüfen. Allerdings ist der »normale« Rückzug nach c8 keinen Deut schwächer...

43. b5

Dieser Durchbruch im Stil Capablancas ist der einzige ernsthafte Gewinnversuch von Weiß. Mit 43. Tg7 würde es nicht gelingen: 43. ... Th8 44. h3 f3 und Schwarz tauscht alle Bauern am Königsflügel ab. Auch bei 43. Te7 Tg8 44. Txe5 Txg2 45. h4 f3 46. Kd3 Tg4 oder 45. Th5 f3 46. Kd3 Tb2 47. h4 Txb4 48. Ke3 Tf4 hat Schwarz keine Probleme.

43. ... cxb5

Schwarz muß auf b5 nehmen. Auf 43. ... Tg8 kann Weiß einfach 44. b6 spielen und damit Tc7+ drohen. Den c-Bauern aufzugeben wäre tödlich; wenn jedoch 44. ... Kb8 45. Tc7 Tg6 46. Kd3 geschieht, gewinnt Weiß ebenfalls. Stünde der schwarze König auf b8, könnte der Nachziehende den Durchbruch ignorieren und 43. ... Tg8 spielen. Schwarz würde dann bei genauem Spiel ein Remis herausholen. Hier sind die Varianten:

Diagramm (4515 Byte)

43. ... Tg8 44. Kb4!? 1) 44. ... Tg2: 45. Ka5 Tb2! 46. Kb6 Tb5:+ 47. Kxc6 Tb2 48. h4 Th2 49. h5 e4! 50. Txf4 Ka7!! 2)   51. Kb5 3) 51. ... Tb2+ 52. Kc4 Th2 53. Tf7+ Ka6 4) 54. Tf6+ Ka5! 55. h6 e3 56. Kd3 e2 57. Kd2 Kb5 58. c6 Kb6 mit Remis.

1) 44. bxc6? verspricht nichts Gutes für Weiß wegen 44. ... Txg2, ähnlich 44. Tf6?! cxb5 45. Kb4 Txg2.

2) Der einzige Rettungszug! Der König verläßt die 8. Reihe, und es gelingt Weiß nicht, ihn wieder dorthin zurückzutreiben.

3) Der für Schwarz gefährlichste Versuch. Nach 51. Tf7+ Ka6 52. Tf1 Ka7 53. Kc7 Ka6 54. Ta1+ Kb5 55. c6 Txh5 56. Kb7 Th7+ 57 .c7 Kc4 ist die Partie ebenfalls remis.

4) Aber nicht 53. ... Kb8?. Nach 54. Kb5 e3 55. Te7 müßte Schwarz aufgeben.

Noch gefährlicher sieht die Variante aus, in der Weiß die beiden Drohungen miteinander verbindet: den Vormarsch des Freibauern am Königsflügel und einen Ausfall des Königs am Damenflügel. Doch auch gegen diesen Plan gelingt es Schwarz, sich zu verteidigen:

43. ... Tg8 44. h4 Txg2 45. h5! Th2 46. Kb4! Tb2+ 47. Ka5 Tb5:+ 48. Ka6 1) 48. ... e4! 2) 49. h6 3) 49. ... Txc5 50. h7 Th5 51. Kb6 4) 51. ... Kc8 52. Kxc6 Th6+ 53. Kd5 e3 und Weiß muß auf f4 nehmen mit Remis!

1) 48. Ka4 Tb7!

2) Der einzige Zug. 48. ... Txc5 verliert gegen 49. Kb6 Tb5+ 50. Kxc6 Tb1 51. h6, ebenso 48. ... Tb1 49. h6 Th1 50. h7, gefolgt von Tf8+.

3) Oder 49. Txf4 Txc5 50. Th4 Kc7 51. h6 Tc1 52. Ka5 Ta1+ 53. Kb4 Ta8.

4) Oder 51. Tf8+ Kc7 52. h8D Txh8 53. Txh8 e3 54. Te8 Kd6 55. Ka5 Kc5! und es ist Weiß, nicht Schwarz, der sich nach einem Rettungsweg umsehen muß.

Bisher haben wir Varianten betrachtet, die mit der Hauptidee verbunden waren, mit dem König nach b6 zu wandern. Wir müssen uns aber noch ansehen, was geschieht, wenn der Bauer nach b6 zieht. Auch in diesem Fall muß Schwarz genau spielen, um die Partie zu retten. Hier sind ein paar bezeichnende Abspiele:

(siehe Diagramm 85, nach 43. … Tg8)

44. b6 Txg2 45. h4 Tg6 46. h5 Th6 47. Tf5 e4 48. Kd4 e3 49. Txf4 Txh5 50. Te4 Td5+ 51. Kc4 Td1 52. Txe3 Tc1+ 53. Kd4 Td1+ 54. Td3 Te1 55. Tf3 Td1+ 56. Ke4 Te1+ 57. Te3 Tc1 und so fort.

Zur richtigen Beurteilung des Endspiels »Weiß: K, T, Bb6, c5 gegen Schwarz: K,T, Bc6« sollte man wissen, daß Weiß leicht gewinnt, wenn er seinen Turm nach c7 bringen und Schwarz zwingen kann, mit seinem Turm auf der 6. Reihe zu bleiben. Er braucht nur mit seinem König nach a6 zu laufen. Hier ist eine scharfe Variante: 44.b6 Txg2 45. h4 Tg6 46. Kb4!? Te6! (Der einzige Zug. Weiß drohte mit dem König nach a6 zu spazieren, b6–b7 zu spielen und dann mit dem Turm auf die a-Linie zu gehen und den König mattzusetzen.) 47. h5 (Auf 47. Ka5 geschähe 47. ... e4 48. Ka6 Te8 49. b7?? e3 und dem Weißen fehlt ein Tempo zum Mattsetzen.) 47. ... e4 48. Txf4 e3 49. Tf1 e2 50. Te1 Te4+ 51. Kc3 Te5 52. Kd4 Txh5 53. Txe2 Th7! und die Partie muß remis ausgehen (siehe Diagramm 86).

Diagramm (4339 Byte)

Wir kehren nun zur Hauptvariante zurück.

44. Kb4

Schlechter wäre 44. h4. Schwarz würde sehr bald gleiche Chancen haben, indem er 44. ... Th8 45. Kb4 Txh4 spielt, zum Beispiel 44. c6 (auf 46. Kxb5 oder 46. Ka5 hält 46. ... Th6! remis) 46. ... f3+ 47. Kc5 fxg2 48.Tg7 b4 49.Kb6 Th8 50. Txg2 b3.

44. ... Td2!

Der einzige Zug. Auf c5–c6 muß Schwarz Tc2 antworten können, um Weiß daran zu hindern, mit dem König über c5 einzugreifen.

45. g4?

Das sollte zu raschem Remis führen. 45. c6 würde, wie bereits gesagt, nicht genügen gegen 45. ... Tc2! 46. Kxb5 Txg2 47. h4 e4 48. Txf4 (nach 48. h5 treibt Schwarz den weißen König mit Hilfe von Schachgeboten von den Reihen b und c fort und greift dann den h-Bauern an) 48. ... e3 49. Te4 Tb2+ 50. Kc5 Tc2+ 51. Kd4 Txc6 52. Kxe3 Kd7 53. Kf4 Te6. Oder 51. Kd5 Th2 52. Kd6 Td2+ 53. Ke6 Th2 54. Kf5 Kc7 55. Kg5 Kxc6 56. Txe3 Kd7 57. h5 Tg3+ 58. Kh6 Tg1, remis.

Auch 45. Ka5?! war nicht gut gegen 45. ... b4 46. Kb6? b3 mit besseren Aussichten für Schwarz. Korrekt war A – 45. h4 oder B – 45.Kxb5.

A. Auf 45. h4 sollte Schwarz nicht 45. ... Txg2 antworten. Dann fände sich Schwarz nach 46. h5 in einer Stellung, die derjenigen in der Partie ähnelt, wo nur ein Wunder Schwarz retten konnte (und tatsächlich rettete!). Schwarz hat einen anderen, ziemlich ungewöhnlichen Weg zum Remis:

45. ... Tb2+! 46. Ka5 b4 47. Kb6 b3 48. c6 1) 48. ... Td2 49. Ta7 2) 49. ... Ta2! 3) 50. Tc7+ 4) 50. ... Kd8 51. Td7+ 5) 51. ... Kc8 52. Td1 6) 52. ... Txg2 53. h5 7) 53. ... b2 54. h6 8) 54. ... Tg3 55. h7 Tb3+ 56. Kc5 Th3.

1) Ein verfrühtes 48. Tf8+ Kd7 49. c6+ Ke7 führt sogar zu Schwierigkeiten für Weiß, weil auf 50. c7 das einfache Tc2 folgt und Weiß kann keine Dame aufs Brett stellen, ohne die Umwandlung des schwarzen b-Bauern zuzulassen.

2) Am besten; andernfalls hat Weiß nicht einmal den Schatten eines Vorteils.

3) Das einzige. Im Falle von 49. ... Kd8 50. c7+ Kd7 51. Kb7 Tc2 52. Kb8 hätte Schwarz seinen Turm eingebüßt.

4) 50. Te7 Td2 51. Te8+ Td8 52. Txe5 b2 53. Te1 Td3! 54. Tb1 Tb3+ 55. Kc5 Kc7 56. Kd5 Tb5+ 57. Ke4 Kxc6 58. Kf4: Kd6 mit gleicher Stellung, oder 56. h5 f3! 57. Kc4 Tb6 58. gxf3 Tc6:+ 59. Kd4 Tb6 60. h6 Txh6 61. Txb2 Kd7 mit Remis.

5) 51. Th7 Tc2!

6) 52. Td3 b2 53. Tb3 e4 54. h5 Ta8! 55. c7 Ta1 56.Txb2 e3 57. Kc6 (57. h6 Th1) 57. ... Tc1+ 58. Kd6 Td1+ 59. Ke5 Td2 und die Chancen haben sich völlig ausgeglichen.

7) 53. Ta1 Ta2 54. Tg1 Td2 55. h5 b2 56. h6 f3 57. h7 Td8 58. Th1 Th8 59. Tg1 Td8 und Weiß vermag seine Stellung nicht zu verstärken.

8) 54. Tb1 f3 55. h6 f2.

B. 45. Kxb5 erfordert ebenfalls eine sorgfältige Verteidigung seitens des Schwarzen; dieser verfügt jedoch auch in diesem Abspiel über ausreichende Hilfsmittel, um die Partie zu retten.

45. ... Txg2 46. h4 Th2 47. Kb6 1) 47. ... Kd8 48. c6 2) 48. ... Ke8 49. Tf5 3) 49. ... Ke7 50. h5 4) 50. ... Tb2+ 51. Kc5 Ke6 62. Tf8 Tc2+ 53. Kb6 Ke7 54. Ta8 f3 55. h6 f2 5) 56. h7 f1D 57. h8D Txc6+ 58.Kxc6 Dc4+ mit ewigem Schach.

1) Nach 47. h5 Txh5 48. Kb6 Th1 49. Tf8+ Kd7 50. c6+ Ke6 51. c7 Tc1 52. c8D+ Txc8 53.Txc8 Kd5 54. Kb5 f3 ist Schwarz in Sicherheit. Oder 47. Kc6 Kb8 48. h5 e4! 49. Txf4 Ka7! Die Stellung ist identisch mit der Variante, die in der Anmerkung zum 43. Zug von Schwarz angegeben wurde! Der Nachziehende verteidigt sich mit Erfolg, indem er mit seinem König die 8. Reihe verläßt. Zu erwähnen ist, daß Weiß auch mit 49. Tb7+ Kc8 50. Th7 Kb8 51. h6 e3 nicht gewinnen kann.

2) 48. Tf5?! Kd7 49. Txe5 Tb2+, gefolgt von Kc6. Oder 48. h5 Ke8 49. Tf5 Kd7 50. c6+ Ke6 51. Tf8 Tb2+ 52. Ka5 (52. Kc5 Ke7) 52. ... Kd6 53. h6 Kxc6 54. h7 Th2 55. h8D Txh8 56. Txh8 Kc5! und Schwarz erreicht das Remis dank der Tätigkeit seines Königs und seiner Freibauern.

3) Verläßt der Turm die f-Linie, spielt Schwarz f4–f3.

4) 50. c7 Tb2+ 51. Kc6 Tc2+ 52. Kb7 Tb2+ 53. Kc8 Ke6 54. Tf8 Ke7 55. Td8 f3 56. Td7+ Ke8 57. Td5 f2 58. Txe5+ Kf7 59. Tf5+ Kg6 und Schwarz ist außer Gefahr.

5) 55. ... Tb2+ ist auch gut. Der König hat kaum ein geeignetes Feld für den Rückzug. Auf 56. Kc7 folgt Th2.

45. ... Txh2?

45. ... fxg3 würde zu einem leichten Remis führen. Nach 46.hxg3 Tb2+ 47. Ka5 b4 macht Schwarz remis, indem er den Weg analog der Variante A im vorangegangenen Kommentar benützt; im Falle von 47. Kc3 Tg2 48. Tg7 e4 49. Kd4 b4 50. Kxe4 b3 51. Kd5 b2 52. Kc6 Kb8! 53. Tb7+ Ka8 das Remis zu erreichen, wäre auch nicht besonders schwer.

46. g5?!

46. Ka5 führt nicht zum Gewinn gegen 46. ... b4 47. Kxb4 Tg2 48.Kb5 Txg4 49. Kb6 f3, oder 47. Kb6 b3 48. c6 Td2 mit Übergang in die gleiche Verteidigungsmethode wie in der Anmerkung nach dem 45. Zug von Weiß (Variante A) erläutert. Einfacher und besser als der von Weiß gewählte Zug war jedoch 46. Kxb5! Auf dem Brett würde die Stellung der Variante B entstehen mit dem wesentlichen Unterschied, daß Weiß nicht den h-, sondern den g-Bauern besäße. Dieser Bauer ist zur Zusammenarbeit mit dem auf der c-Linie postierten Turm geeigneter. Außerdem könnte sich in manchen Varianten der weiße König zum Königsflügel begeben. Der Freibauer auf der g-Linie würde Weiß den Gewinn der Partie ermöglichen. Nicht zu retten wäre die Partie für Schwarz mit der Verteidigung, die wir aus der Variante B kennen, zum Beispiel 46. Kxb5! Tg2 47.Kb6 Kd8 48.c6 Ke8 49.Tf5 Ke7 50.g5 Ke6 51.Tf6+ Ke7 52.c7 Txg5 53.Tf8 und Weiß gewinnt, oder 50. ... Tb2+ 51. Kc5 Ke6 52. Tf6+ Ke7 53. c7 Tc2+ 54. Kb6 Kd7 55. Tf7+ Ke6 56. g6 mit unkompliziertem Gewinn. Um eine lange Geschichte kurz auszudrücken: 46. Kxb5 war der einfachste Weg zum Gewinn.

Nach dem Zug mit dem g-Bauern hat Weiß schon keine Zeit mehr, den b-Bauern zu nehmen, so daß Schwarz zusätzliche Chancen für seinen Kampf um das Remis erhält.

46. ... Tg2

An dieser Stelle wäre die Verteidigung 46. ... Tb2+ 47. Ka5 b4 ungenügend: 48. g6 b3 49. Kb6 Td2 50. g7 oder 49. ... Tg2 50. c6.

47. Ka5 Txg5 48. Kb6 Kd8 49. c6

Alles ist erzwungen. Schwarz ist bereits unfähig, den Lauf der Ereignisse zu beeinflussen – der c-Bauer gelangt unvermeidlich auf die 8. Reihe ...

49. ... Tg6?

Hartnäckiger war 49. ... Ke8. In diesem Fall würde Weiß wie folgt auf Gewinn spielen können: 50. c7! Tg6+ 51. Kxb5 Kxf7 52. c8D Tf6 53. Db7+ Kf8 54. Df3 e4 55. Dxe4 f3 56. Da8+ Kf7 57. Da7+ Kg6 58. Df2. In dieser von der Endspieltheorie nicht behandelten Stellung hat Weiß – glaube ich – mehr Chancen, die Partie zu gewinnen, als Schwarz, die Partie zu retten...

50. Kb7?

Dieser auf den ersten Blick natürlich aussehende Zug gibt den Gewinn aus der Hand. Richtig war 50. Th7! Ke8 51. Kxb5! Tg1 52. Th8+ Ke7 53. c7 mit Gewinn des Turms und der Partie.

50. ... Ke8 51. Tf5?!

Nicht der beste Zug. Der Sieg ist jedoch schon vergeben! Zieht Weiß 51. c7 Kf7: 52. c8D Tf6, so muß er den f-Bauern mit der Dame stoppen. doch nun, da Weiß noch andere schwarze Bauern beseitigen muß, wird die Dame zum Schluß gezwungen sein, auf f1 stehen zu bleiben, was, glaube ich, eine Remisstellung ist.

Offensichtlich ist 51. Th7 stärker als Tf5 – der schwarze König wird am Rand festgehalten. Nach 51. ... Tg2! 52. c7 Tc2 53. c8D+ (53. Th2 Tc4 54. c8D+ Txc8 55.Kxc8 Ke7 56. Kc7 f3 57. Kc6 e4 58. Th4 Ke6 59. Txe4+ Kf5 60. Kd5 f2 61. Te8 Kg4 mit Remis) 53. ... Txc8 54. Kxc8 entsteht eine ungewöhnliche Stellung, der ein Diagramm gewidmet sei.

Diagramm (4154 Byte)

Schwarz am Zug – Remis!

54. ... f3! (Man überzeugt sich leicht, daß 54. ... e4 gegen 55. Th4 zwecklos ist, oder noch einfacher 55. Kc7! e3 56. Kd6, oder 55. ... f3 56. Th4. Ungeeignet ist jedoch hier 55. Kc7 wegen 55. ... f2.)

55. Th5 (Am besten. Nach 55. Th3 Ke7 56. Txf3 Kd6 würde Schwarz rasch mit seinen Bauern zusammenarbeiten.)
55. ... Kf7 56.Txe5 b4! (Der einzige Zug. Um wenigstens einen seiner Freibauern unterstützen zu können, muß der schwarze König die kritische 5. Reihe überqueren. Um dieses Ziel zu erreichen, soll einer der schwarzen Bauern den Turm ablenken.)

57. Kd7 (Oder 57. Te3 f2 58. Tf3+ Ke6 und so fort.) 57. ... Kf6 58. Te3 (Natürlich nicht 58. Kd6? f2 59. Te8 Kf7 und es ist Schwarz, der gewinnt.) 58. ... f2 59. Tf3+ Ke5 60. Kc6 b3 61. Txf2 Kd4 62. Kb5 Kc3 63. Tf3+ Kc2 64. Kc4 b2 65. Tf2+ Kc1 66. Kc3 c1S+ 67. Kd3 Sa3. Theoretisches Remis.

51. ... Ke7 52. c7

52. Txe5+ reicht nicht zum Sieg: 52. ... Kd6 53. Txb5 Tg7+ 54. Kb6 Tc7 55. Tc5 f3 56. Tc1 Txc6+ 57. Txc6+ Kd5, oder 53. Tf5 Tg7+ 54. Kb6 Tg8 55. c7 Tc8 56. Txf4 Txc7.

52. ... Tg8 53. Txe5+ Kd6 54. Tg5

Weiß hat keine Zeit auf b5 zu nehmen wegen der Antwort Tg7! Er ist dann gezwungen, um seinen Bauern zu verteidigen, Schach zu bieten und den König so den Rubikon, die 5. Reihe, überqueren zu lassen.

54. ... Th8 55. Th5 Tg8 56. c8D Txc8 57. Kxc8 b4 58. Kb7 b3 59. Tb5 b2!

Die Spieler einigten sich auf Remis.


Geheimnisse der Schachstrategie (9462 Byte) Mark Dworetski: Geheimnisse der Schachstrategie

Der Autor, einer der weltweit renommiertesten Schachtrainer der Welt, aus dessen Schule u.a. die WM-Kandidaten Sergei Dolmatow und Artur Jussupow hervortgegangen sind, präsentiert nach den Bestsellern Geheimnisse gezielten Schachtrainings und Moderne Schachtaktik mit dem vorliegenden Werk sowohl dem Lehrenden als auch dem Lernenden einen unverzichtbaren Leitfaden in bezug auf die Feinheiten strategischer Spielführung - und -planung.

Das Werk gliedert sich in 2 Teile:

In Teil 1 werden Fragen des Positionsspiels erörtert - "Wie erstellt man einen Plan?", "Welche Bauern soll man ziehen?", "Wie blockiert man einen Freibauern?", u.ä.

In Teil 2 geht der Autor auf sogenannte "einfache Stellungen" ein, einem Spielstadium, das zwischen Mittelspiel und Endspiel angesiedelt ist und hohe technische Fertigkeit erfordert.

ISBN 3-283-00362-9; 268 Diagramme, 247 Seiten, ATS 291,-.

ÖM Lothar Karrer

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