Aus dem Schacharchiv von Chess-Results.com: Artikel: 4089 vom 11.09.2004, Kategorie Kolumne

73. Ukrainische Meisterschaft

Die Überschrift lässt vermuten, dass der Staat Ukraine schon länger existiert. Falsch natürlich! Aber das ist ein anderes Thema.

Das durchgeführte KO-System sorgte für viel Spannung und Überraschungen. Elo-Favorit Ivanchuk scheiterte schon in der zweiten Runde gegen den Schach-Veteran Oleg Romanishin, der aber ebenfalls in der dritten Runde ausschied. Eine neue, sehr junge (und eher unbekannte) Generation übernahm das Komando: die GM’s Andrei Volokitin (2638, 18 jährig), Anton Korobov (2565, 19), Alexander Moiseenko (2640, 24), Alexander Goloshchapov (2577, 26), Pavel Eljanov (2613, 21), die beiden 14(!) jährigen Yuriy Kuzubov (2467) und Sergey Karjakin (2591) und die beiden 18 jährigen Alexander Areshchenko (2575) und Zahar Efimenko (2572). Vergessen wir nicht auf Ponomariov, der aber diesmal fehlte.

So betrachtet könnte man das Finale kaum als Überraschung sehen. Dort setzte sich Andrei Volokitin gegen Anton Korobov mit 1½-½. Im Kampf um den dritten Platz gewann Moiseenko gegen Goloshchapov auch mit 1½-½.

Heute drei Beispiele vom Turnier:

Korobov (2565) – Goloshchapov (2577)

2.Dxb4!! Ein Doppelrufzeichen für den Mut! Die ganze Idee ist eher intuitiv.

2...Lxb4 3.Lxb4 Tc5 Im Endspiel kämpft Schwarz nach 3...Dd8 4.Sd6+ Dxd6 (4...Kd7 5.Td1 Db6 6.Tab1 ist für Schwarz nicht gut.) 5.Lxd6 Sxc4 6.Lb8 (6.Lb4 Se5) 6...Sd2 7.Tb2 Sxf3+ 8.gxf3 h5 9.h4 mit einem Bauern weniger.

4.Lxa5 Txc4 5.Sa3 Tc5 Eine gute Alternative für Schwarz ist: 5...Tc8 6.Lb4 Dd7 7.Sb5 Lxb5 8.axb5 Sd5 (Auf 8...Dxb5 ist 9.Ld1 unangenehm) 9.Lxd5 exd5 10.e4 f6 11.Sf5 Kf7 12.Sd6+ Kg6 13.Sxc8 (13.exd5!? Tc2 14.Ta3 h6 wäre mit zu viel Risiko verbunden.) 13...Txc8 14.exd5 mit Ausgleich.

6.Lb4 0–0 7.Sb5 Tb8 8.Td1 Lxb5 9.axb5 Dc7 10.Lxc5 Dxc5 11.Lc6 h5. Hier ist die Stellung gleich. Aber wie es so oft passiert, man glaubt das Schlimmste wäre vorbei und lässt nach.

12.Se2 Sg4 Die Balance könnte man mit 12...Txb5 13.Lxb5 Dxb5 14.Sd4 Db6 halten.

13.h3 Se5 14.Sd4 Tc8 Sogar 14...Sxc6 15.bxc6 a5 sollte für Remis reichen.

15.Tdc1 Db6? Schwarz verliert den Faden. Richtig war 15...De7.

16.Ta6 Db8 17.Tca1 Kh7 17...Tc7 verliert wegen 18.b6 axb6 19.Ta8 Sxc6 20.Sxc6.

18.Le4+ Kh6? Der letzte Fehler. Mit 18...g6 könnte man weiter hoffen.

19.Sf5+ Kg5 20.f4+ Kf6 21.fxe5+ Dxe5 22.Sd6 Tc7? 22...Tf8 hätte das Ergebnis nicht geändert, aber die Partie verlängert: 23.Tf1+ Ke7 24.Sxf7 Txf7 (24...Dxe4 25.Txa7+ Ke8 26.Sd6+ Kd8 27.Txf8#) 25.Txa7+ Kd6 26.Taxf7 Dxe4 27.Te1 mit gewonnenem Endspiel.

23.Se8+ Kg5 24.Sxc7 Dxe4 25.Txa7 Dxe3+ 26.Kh1 Kh6 27.Se8 Db6 28.Txf7 Dxb5 29.Sxg7 h4 30.Taf1 De2 31.Sxe6 1–0

Volokitin (2638) - Malakhatko (2555)

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 b5 6.Ld3 Db6 7.Le3 Lc5 8.Le2 d6 Kaum gespielt! Normal setzt Schwarz mit 8...Sc6 oder 8...Lb7 fort.

9.0–0 Sc6 10.Sxc6 Dxc6 10...Lxe3 kostet einen Bauern: 11.Dxd6 Lc5 12.Dg3

11.a4 b4?

Richtig war 11...bxa4. Z.B. 12.Lxc5 Dxc5 13.Dd3 Sf6 14.Txa4 und Weiß, schon voll entwickelt, steht besser. Zu dubios wäre die Fortsetzung: 11...Lxe3 12.axb5 Lxf2+ 13.Txf2 Db6 14.Dd3 Sf6 15.Td1 und wenn Schwarz mit 15...Ke7 den d-Bauern deckt ist die Stellung nach 16.Dg3 Tg8 17.e5 dxe5 18.Sa4 wirklich prekär.

12.Sb5! Ke7 12...Sf6 13.Lxc5 Dxc5 14.Dxd6 Dxd6 15.Sxd6+ Ke7 16.e5 wäre ein Minusbauer für Nichts.

13.e5! d5 Die Figur kann immer noch nicht gefahrlos verspeist werden: 13...axb5 14.Lf3 d5 15.axb5 Txa1 16.bxc6 Txd1 17.Lxc5+ Ke8 18.Txd1.

14.Sd4 Dc7 Weiß ist viele Tempi in der Entwicklung voraus. Was tun? Natürlich aufmachen wo es am schnellsten geht!

15.c4! bxc3 16.Tc1! Lb4 17.bxc3 La3 18.Ta1 Lc5 19.c4 Und noch einmal!

19...Lxd4 20.Dxd4 dxc4 21.Tac1 f6 22.Txc4 Dxe5 23.Dxe5 fxe5 24.Lf3 1–0

Malakhatko (2555) – Volokitin (2638)

1.Td2 Th1+! 2.Kxh1 Dxf1+ 3.Kh2 Th8+ 4.Kg3 De1+ 5.Tf2 Tg8+ 0–1

GM Ilia Balinov / Heinz Herzog

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